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Die Entstehung und Entwicklung des Brauereiwesens im südlichen Tirol des 19. Jahrhunderts steht in engem Zusammenhang mit der aus Hohenems in Vorarlberg stammenden jüdischen Familie Schwarz.
Ernst Schwarz und seine Brüder Wilhelm, Moritz und Jakob unternahmen in Tirol weitreichende Aktivitäten. Sie pachteten das Bräuhaus in Gossensaß und das Carlische Brauhaus in Gries, die sogenannte Klösterle-Brauerei. 1849 gründeten sie die Dampfbierbrauerei in Vilpian. Die Familie Schwarz erwarb die Wiese am Kaltkelleranwesen und ließ darauf die Brauerei errichten. Betrieben wurde sie von Jakob Schwarz als gelerntem Bierbrauer. Ab 1863 übernahm Wilhelm die Brauerei. Gebraut wurde nach "Münchnerart" das sogenannte Porter-Bier, das aus dem englischen Raum stammte. Zur Eröffnung der Bozen – Meran Lokalbahn am 4. Oktober 1881 wurde am Bahnhof in Vilpian Bier aus der Bierbrauerei der Gebrüder Schwarz ausgeschenkt.
Die Vilpianer Brauerei gehörte zu den größten in Südtirol, besaß eine eigene Mühle und wurde 1897 mit einem Elektrizitätswerk ausgestattet. Die Familie Schwarz gehörte zu den Pionieren auf dem Gebiet der technischen Erneuerung. Besonders technikbegeistert war Sigmund, einer der beiden Söhne von Ernst Schwarz. Sigismund wurde 1849 in Hohenems geboren und war später in Bozen ansässig, wo er 1919 verstarb. Das Elektrizitätswerk wurde nach dem neuesten Stand der Technik mit einer Turbine der Marke Pelton errichtet. Sigmund Schwarz war auch einer der wichtigsten Promotoren des Lokalbahnbaues in Südtirol.
1915 wurde die Bierbrauerei von den Brüdern Arnold und Sigmund Schwarz in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt. Mit dem Beginn des ersten Weltkrieges und nach dem Tod von Sigmund Schwarz im Jahr 1919 verlor die Bierbrauerei langsam ihre Bedeutung. 1924 fusionierte die Brauerei Vilpian mit jener von Blumau.
Text von Dr. Arch. Irmgard Mitterer zur Verfügung gestellt vom Verein für Kultur und Heimatpflege Etschtal.